Bericht zum Symposium „Natur und Geocaching – ein Spannungsfeld ?!“ in Mettmann

Vor zwei Tagen, am 16.11.2011, hat im großen Sitzungssaal des Kreishauses in Mettmann das Symposium zum Thema „Natur und Geocaching – ein Spannungsfeld ?!“ stattgefunden. Grundsätzlich bin ich neutral eingestellt auf diese Veranstaltung gefahren, war mir aber durchaus bewusst, dass unser Hobby ein gewisses Maß an Konfliktpotential gegenüber Naturschützern, Jägern und Förstern mit sich bringt.

Um eines vorweg zu nehmen: Ich bin mit einem durchweg positiven Gefühl aus der Veranstaltung gekommen. Auch alle anderen, mit denen ich mich nach der Abschlussdiskussion unterhalten habe, haben ähnlich empfunden.

Vorstellung Geocaching

Den Auftakt zur Podiumsdiskussion machte Robbin Gajda, aktiver Geocacher und Blogger, der zunächst einmal unser Hobby und seine Ursprünge vorstellte. Ein wichtiger Punkt in seinen Ausführungen war das auf den großen Plattformen, allen voran Geocaching.com, gültige Regelwerk, das auch auf die geltenden Gesetze Bezug nimmt, und auch vom überwiegenden Teil der Geocacher eingehalten wird, was so auch von den anwesenden Geocachern bestätigt wurde.

Bezugnehmend auf das Thema des Symposiums hielt er fest, dass Probleme oft aus Unwissenheit resultieren, die zu einem mangelnden Unrechtsbewusstsein führen. Kaum ein Geocacher würde bewußt vorsätzlich (Wild-)Tiere in seinen Ruhezonen stören, so er sie denn kennen würde. Dabei verwies er auf ein regionales Projekt in Rheinland-Pfalz, in dem Wildruhezonen auf OSM-Karten eingetragen werden. Vermutlich nahm er dabei Bezug auf dieses Projekt.

Geocaching aus Sicht der Forstwirtschaft

Sehr interessant war die Sichtweise von Dr. Eberhard Piest, Spee’sche Forstverwaltung. Der von ihm vertretene Forstbetrieb liegt im Ballungsraum zwischen Düsseldorf, Ratingen und Duisburg. Dort liegen ca. 60-100 Geocaches im Wald versteckt, überwiegend direkt an Wegen, dies entspricht einer Cachedichte von einem Cache auf ca. 25 ha. Selbst wenn diese im Mittel täglich besucht werden würden, würden diese zusätzlichen Besucher in der Gesamtzahl an Naherholungssuchenden und Naturnutzern, wie Spaziergängern, Wanderern, Hundebesitzern, Mountainbikern, etc. untergehen.

Problematisch wird unser Hobby aus seiner Sicht erst, wenn gewisse „Spielregeln“ nicht mehr eingehalten werden, und schützenswerte Gebiete wie beispielsweise Dickungen und Neuanpflanzungen abseits der Wege aufgesucht werden. Dabei hat er neben den „Spielregeln“ der Plattformen auch auf das Positionspapier verwiesen das Garmin und der Deutsche Wanderverband zum Thema „Naturverträgliches Geocaching“ verabschiedet haben, das beachtet werden sollte, denn „Wenn sich alle an die Spielregeln halten, ist Geocaching ist die spanneste und naturverträglichste Schnitzeljagt, die es gibt.“

Etwas zum Nachdenken von Seiten der Jägerschaft

Der Beitrag von Gerd Spiecker, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann(http://www.jaegerschaft-d-me.de/), stimmte mich, wie viele andere Geocacher nachdenklich, denn grundsätzlich ist die Jägerschaft zur Hege verpflichtet. (vgl. §1 BJagdG) Mit zu dieser Pflicht gehört auch das Wild vor Störungen an Zuflucht-, Nist-, Brut- oder Wohnstätten zu schützen (vgl. §19a BJagdG). Folgen solcher Störungen können z.B. sein, dass Wild aus den Einständen vertrieben wird oder Bodenbrüter Ihre Gelege verlassen. Schwerwiegende Folgen können vermehrte Wildunfälle sein, wenn das Wild durch die Störung zur Flucht veranlasst wird.

Herr Spiecker hat mehrere Beispiele aus dem Kreis Mettmann gezeigt, wo es in den letzten Monaten einen Anstieg der Wildunfälle gegeben hat und die Zusammenhänge zu dort versteckten Geocaches zumindest naheliegend scheinen, vor allem wenn sich Geocacher in den Logs mit dem „Marsch quer durch den Wald“ rühmen.

Doch leider ist es aus seiner Sicht schwierig, Wildruhezonen, Rückzugsgebiete in entsprechende Datenbanken bzw. Karten einzupflegen. Oftmals sind die genauen Standorte unbekannt, aber auch die Vielzahl geschützter Tierarten macht eine genaue Erfassung unmöglich. Manchmal kann es gar ein Gelege in einem Busch direkt an einer Straße sein.

Er würde sich einfach wünschen, dass die lokale Jägerschaft kontaktiert wird, bevor ein Cache gelegt wird. Diese kennen die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort. Die Geschäftsstelle der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann e.V. ist gerne bei der Kontaktvermittlung behilflich.

Geocaching aus Sicht des Naturschützers

Tilman Jahn, selbst aktiver Geocacher und Naturschützer beim NABU Bonn, beleuchtete sowohl die negativen Auswirkungen, die das Geocachen mit sich bringt, aber auch die Chancen, die sich bieten. Wesentliche Probleme sind die Störung von Tieren, darunter auch geschützte Arten wie Fledermäuse, Gefährdung von Jungvögeln durch die Vertreibung von Elterntieren, aber auch Trittschäden an teilweise unscheinbaren Pflanzen durch unangemessene Wegewahl. Doch die meisten Schäden entstehen nicht aus Mutwilligkeit, sondern liegen oft in der Unwissenheit der Cacher. Selbst ihm, der sich täglich mit dieser Thematik beschäftigt, fällt es manchmal schwer, sich entsprechende Informationen zu beschafften.

GPS-Geräte zum Wandern

Als Beispiel führte er nach §30 BNatSchG gesetzlich geschützte Biotope an, welche oftmals nicht vor Ort gekennzeichnet sind und ohne entsprechende Kenntnis nicht ersichtlich sind. Hier gibt es brauchbare Katen zu geschützten Biotopen.

In den letzten Jahren haben sich aber auch bereits viele Dinge verbessert. So steht inzwischen häufiger gutes Kartenmaterial auf den Geräten und in den App’s zur Verfügung, in dem auch (teilweise) Schutzgebiete ausgewiesen sind und das es Geocachern ermöglicht einfacher bestehenden Wegen zum Ziel zu gelangen.

Er sieht in naturverträglichem Geocaching aber auch die Möglichkeit, Menschen raus in die Natur zu bringen und ihnen über die technische Komponente des Geocachens einen Zugang zur Natur zu erschließen. So kann man Natur individuell erlebbar machen und auf Besonderheiten hinweisen und auf bestimmte Dinge aufmerksam machen, denn „Man kann nur schützen, was man kennt“.

Das Geocachen und aktiver Naturschutz Hand in Hand gehen beweisen übrigens Events wie dieses hier am 10.12.2011 bei Bonn, bei dem gemeinsam mit Naturschützern ein Biotop gepflegt wird.

Mein persönliches Fazit

Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt, und man muss den inneren Schweinehund überwinden. Manchmal bedarf es eines kleinen Anstoßes, wie dieser Veranstaltung, um über den eigenen Tellerrand hinaus auch die Anliegen und Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu einem gemeinsamen Miteinander zu finden.

Weder Jäger noch Förster oder Naturschützer beißen. Von diesem Symposium konnte ich viele interessante Eindrücke mitnehmen und einige Kontakte mit der „anderen Seite“ knüpfen. Ohne das Listing des Symposiums als Events durch Jan von den Naturfreunden NRW hätten viele der interessierten Geocacher vermutlich nicht den Weg nach Mettmann gefunden.

Gerade auch in den persönlichen Gesprächen am Rande der Veranstaltung wurden interessante Themen angerissen, welche in den nächsten Wochen noch aufgegriffen werden. Ein paar Termine stehen bereits, andere werden noch geplant.

Und auch an dieser Stelle möchte ich mein Angebot wiederholen, dass ich Themen rund um das „Spannungsfeld – Natur und Geocaching“ gerne auch hier im Blog aufgreife.

 

Und auch, wenn es viel mehr Text geworden ist, als ich geplant hatte, möchte ich an dieser Stelle noch eine kleine Anekdote von dieser Veranstaltung preisgeben:

Ein Teilnehmer beschwerte sich darüber, dass bei ihm im Wald trotz Verbot häufig ohne Rücksicht bis auf den letzten Meter an den Cache herangefahren wird. Die Bemerkung dazu: „Das Kennzeichen aufschreiben und anzeigen. Anders lernt diese Spezies nicht!“ kam ausgerechnet von Seiten der Geocacher und wurde einhellig begrüßt.

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