Katerstimmung – Wenn eine Welt zusammenbricht

Sicher wird der eine oder andere bereits mitbekommen haben, dass vor einigen Tagen eine Datenbank mit Lösungen von rund 27.000 Mysterys in Umlauf gebracht worden.

Initial steht wohl hinter der Lösungsdatenbank die geheime Facebookgruppe “Geocaching Mystery Spoiler – Koords bitte !”, in der zunächst Lösungen getauscht und in einer gpx-Datenbank erfasst wurden. Bis hierher ist das an sich noch nichts Neues gewesen, vergleichbar mit Plattformen wie GCLeaks wenn auch in einer etwas breiteren Masse und ohne die auf anderen Plattformen verpflichtende Mitwirkung.

Doch was der Datenbank der Facebookgruppe Brisanz verlieh, ist die Tatsache, dass diese mit einem Datensatz erweitert wurde, der vermutlich aus einem Hack von geocheck.org stammt. Dieser Hack wird vom Betreiber aktuell dort auch bestätigt:

Unfortunately, I have just learned, that Geocheck.org has been hacked. The entire database has been downloaded, including cache solutions and hashed passwords.

Quelle: geocheck.org

Damit haben dort auch Lösungen mit Einzug erhalten, die z.T. sogar von bislang unveröffentlichten Geocaches stammen.

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Mehr zudem Thema der Mystery-Datenbank findet Ihr im Blog hilftdirweiter.de:

  1. Bye-bye Rätselcaches – die Zerstörung durch punktgeile Facebook-User
    (29.01.2015)
  2. Der Morgen danach – ein weiteres Update zur Mystery-Datenbank (30.01.2015)
  3. Wenn Steine ins Rollen kommen (31.01.2015)
  4. Post aus Seattle und anderes (03.02.2015)[/note]

Frustpotential durch Spielverderber

Mich persönlich tangiert diese Spoiler-Datenbank herzlich wenig. Mysteries schaue ich mir zwar auf der Karte hin und wieder mal an, habe ich keine direkte Eingebung für einen Lösungsansatz, verschwinden sie auf der Ignore-Liste. Zugegeben, hin-und wieder wird, wenn man mal in der Gruppe unterwegs ist und einer aus dem Team eine Lösung errätselt hat, auch eine Mystery am Wegesrand geloggt, ohne sich selbst mit dem Rätsel beschäftigt zu haben. Koordinaten auf Events oder in Sozialen Netzen abzugreifen, und die Dose dann zu suchen ist nicht mein Ding.

Sicher ist es für Owner ärgerlich, wenn jemand einen Cache nicht auf dem vorgesehenen Weg löst, aber es wird immer Mitspieler geben, die „cheaten“ und sich nicht an Spielregeln halten, um Ihren persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Wie bei jedem anderen Spiel auch, egal ob online, oder offline -oder beides wie beim Geocachen-, es wird immer jemanden geben, der durch sein Verhalten zum Spielverderber wird.

Gestern morgen habe ich einem Bekannten von der Datenbank erzählt, von dem ich weiß, dass er seit Monaten für einen Challenge-Cache an einer Mystery-Quote von mehr als 50% arbeitet, was durchaus ein schwieriges Ziel sein kann, wenn man früher häufiger Powertrails gesucht hat. Für dieses Ziel musste bei ihm seit einigen Monaten vieles Hinten anstehen, der Job wurde grenzwertig vernachlässigt, die Familie musste zurückstecken, um dieses Ziel zu erreichen, aber gut mache stellen ihr Hobby über alles.

Gestern nachmittag ruft er mich mit bedrückter Stimme an und erzählt mir völlig frustriert, dass einer seiner Cache-Mates, mit denen er sonst regelmäßig unterwegs ist, in den letzten vier Tagen mal eben über 140 Mysterys eingesammelt hat, und damit die Challenge mal eben erfüllt hat.

Was für Worte in diesem Gespräch gefallen sind, möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen, aber auch in den diversen Social-Media-Kanälen war ähnliches zu beobachten. Was dort teilweise in Gruppen und an persöliche Pinwände gepostet wurde und das teilweise nicht nur unter Hobbykollegen, sondern auch unter Freunden, finde ich durchaus bedenklich.

Keine Frage, der Hack von geocheck.org geht gar nicht, auch wenn ich meine Daten nicht unbedingt einem Anbieter anvertrauen würde, der nicht einmal vernünftige Angaben zu Nutzungsbedingungen, Datenschutz und Identität des Anbieters macht. Aber müssen auf persönlicher Ebene in aller Öffentlichkeit solche Wellen geschlagen werden?

Ich geh jetzt auf jeden Fall mal wieder aus, um nach alter Schule ein paar Dosen zu suchen.

7 Gedanken zu „Katerstimmung – Wenn eine Welt zusammenbricht

  1. Pingback: DSM064 – wunderschöner Pullover! | die schweigende Mehrheit

  2. Solche Reaktionen kommen aber nur von Leuten, die Geocaching hauptberuflich machen und sich einbilden, mit sich selbst, der Community und den Challenges im Wettkampf zu stehen und damit überdeutlich demonstrieren, dass sie das Spiel nicht verstanden haben.

    Geocaching ist von der ganzen Auslegung her tendenziell eindeutig ein Solohobby, bei dem es keine Mitspieler, von Ownern abgesehen, und keine Gegner gibt. Gegner und Mitspieler sind auch garnicht erforderlich, damit Geocaching funktioniert.
    Wer das nicht verinnerlicht hat, Spielt eben ein anderes Spiel, aber das soll er dann bitte nicht Geocaching nennen.

    Grüße vom argus1972

  3. Naja, ne Welt bricht vielleicht für die zusammen, die die Augen jahrelang vor der Logpraxis da draussen verschlossen haben. In den meisten Rätselcaches stehen zu wohlwollend geschätzten 50% Leute drin, die das Rätsel nicht selbst gelöst haben. Wie soll das – rein zeitlich gesehen – auch gehen?

    Und da reicht die Grauzone von „Kumpel A kann entschlüsseln, Kumpel B klettern“ bis zum reinen Koordinatenschnorren oder Mogellisten abarbeiten. Und irgendwo dazwischen liegt die -persönliche- NoGo-Grenze jedes Einzelnen. Und zwar in relativ unterschiedlichen Höhen. Sehr unterschiedlichen.*

    Einen Untergang des Abendlandes sehe ich jetzt darin eher nicht.

    Eher ein wenig – unerklärliches – Schmollen. Was ist denn dabei, wenn jetzt jemand aus nem Rätsel nen Tradi macht? Nix. Mir ist es auch egal, wenn jemand bei meinem Multi direkt die (im Spoiler stehende) Finalkoordinaten ansteuert.
    Das macht eben aber – fast – niemand.

    Vielleicht liegt darin ja auch ein bisschen Wahrheit – die Rätselszene hat sich meiner Meinung nach eben leider deutlich von Otto-Normalcacher entfernt. Durch immer höhere Hürden und immer weniger Zugänglichkeit und Interesseweckens. UND durch eine völlig einseitige Interpretation der Bedeutung von „Rätsel“. Wo sind denn die interessanten Sachen, wo man selbstgedrehte Legofilmchen des Owners nach (nichtsoftwarelösungstechnischen) Hinweisen ausknobeln muß? Oder den Gang ins Landeszentralarchiv nachmachen, um an Informationen zu kommen? Wo ist der Krimi, die packende Story, das Ermitteln ** ?

    Nöh, da wird im Sinne des Rätselheftes, der Gesellenprüfung und der Bildbearbeitung agiert. Und oft liegt die „Aufgabe“ darin, rauszukriegen, ob man jetzt Punkte im Text, die Worte pro Zeile oder alle Bs zählen muß – oder ob im Bild irgendwas reingemogelt wurde.

    Das ist – mit Verlaub- was für XXXXXX – und eigentlich ist das auch kein Rätsel. Ganz sicher ist das aber schlicht uninteressant.

    Nöh, dieses ganze Schnorren, Koordinatenerfragen (und dem folgend Lösungslisten erstellen) ist ne Abstimmung mit den Füßen.

    Gruß Zappo

    * bei wäre ist das eigentlich schon beim Benutzen eines Solvers oder des Checkers – da bin ich Purist.
    **gibts alles – aber als Ausnahme und nachgeahmt wird das nicht – zu swirig, allder.

  4. Eines verstehe ich nicht: wenn ich mir ein persönliches Ziel gesetzt habe (z.B. xx kg abzunehmen, 5000m in xx.yy min zu laufen, 1000m schneller als xx min zu schwimmen) und beharrlich drauf hinarbeite, eifrig trainiere und viel Schweiss vergiesse, dann wird das erreichen dieses Ziels doch nicht dadurch wertlos, weil irgendwer mich unterwegs mit dem Mopped oder Motorboot überholt? Das kann mir doch sowas von egal sein… so ein „ich mache Tradis aus Ratehaken“-Listenbenutzer hat doch mit seinen Challenge-Anstrengungen nichts, aber auch gar nichts zu tun.

    • Wie gesagt, der Betreffende hat scheinbar das Spiel nicht verstanden und betrachtet nicht nur sich selbst als „Gegner“, was schon mal per se eigentlich gelinde gesagt „seltsam“ ist, sondern auch die anderen Cacher. Letzteres ist schon nicht mehr „seltsam“, sondern viel mehr. ;-)

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