Hunde die bellen, beißen nicht, oder doch?

Da läuft man nichts ahnend im Wald einen Hohlweg entlang, als auf einmal kläffend ein Münsterländer über eine Flanke des Hohlweges gelaufen kommt. Offensichtlich genauso überrascht, wie ich, tat er erst einmal das, was viele Jagdhunde wohl in einer solchen Situation machen: Er stellte mich laut bellend und knurrend.
GrosserMuensterlaender

Grundsätzlich habe ich zwar keine Angst vor Hunden, doch diese Situation nötigte mir einen gewissen Respekt ab. Mitten im Wald, weitab der nächsten Siedlung, mir gegenüber ein mir unbekanntes Tier, das bei jeder meiner Bewegungen ein gewisses Aggressionspotential zeigte, und weit und breit kein Besitzer.

Gefühlt habe ich eine halbe Stunde überlegt wie ich reagiere, denn auch bei einem vorsichtigen Zurückweichen meinerseits, setzte der Jagdhund nach, aber immer mit ca. 1-1,5 Metern Abstand. Die Option einfach Weggehen viel damit zunächst flach. Positiv war aber, dass er mich noch nicht gebissen hatte, aber ausprobieren, wie scharf der Hund auf einen Flucht bzw. Rückzugsversuch reagiert wollte ich auch nicht.

Ich hätte zwar ausreichend Verbandsmaterial und Desinfektionszeug für eine Erstversorgung im Wanderrucksack, hoffte aber inständig, dass es nicht an mir und schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt zum Einsatz kommen sollte.

Nach einer Weile, einer gefühlten Ewigkeit, die sich nachträglich als ca. 7 Minuten herausstellten, tauchte eine Frau mittleren Alters im stylischen Joggingdress am oberen Ende des Holweges auf und rief: „Barney? Barney, wo bist du? Barney, Liebling?“

Bei mir spielte sich ein Kopfkino ab, so dass ich schon erwidern wollte: „Vermutlich hat dieser verdammte Mistköter, der mich hier gerade anfällt, Ihre Knutschkugel gefressen.“ Doch noch bevor ich diese Worte mit Hilfe meines Sprechapparates lautmalerisch manifestieren konnte, wendete sich das Blatt.

Freudestrahlend lief dieses Frauchen auf den Kläffer zu: „Barney, mein Wautzi, da bist Du ja. Dein Schatzlepubsel hat dich schon vermisst. Hier hast Du ein Leckerli.“

Da der Hund kurz abgelenkt war, wollte ich das Wort ergreifen, doch dass wurde direkt wieder von einem Kläffen und einem Satz in meine Richtung unterbrochen wurde.

Sie: „Mein Barney beschützt mich nur!“

Ich: „Das ist ja Super, aber halten Sie Ihn doch endlich fest!“

Er: „Kläff. Knurr!“

Sie: „Das schaff ich nicht, er ist viel zu stark!“

Ich: „WTF?!? Bitte wie?“

Zum Glück beruhigte sich der Hund ein wenig, Nachdem er ein paar lobende Streicheleinheiten von seinem Frauchen bekommen hat.

Sie: „Barney, Du weißt doch, dass Du nicht immer beim Gassigehen weglaufen sollst!“

GPS-Geräte zum Wandern

Ich: „WTF?!? Bitte was? Läuft er öfters weg?“

Sie: „Ja, wir gehen immer ohne Leine. Und dann läuft mein Barney immer wieder mal weg. Meistens aber auch nicht so weit. Und fast immer kommt er von alleine wieder zurück.“

Ich, inzwischen ein wenig wütend: „Und wie viele süße, kleine Rehkitzlein hat der knudellige Barney schon gerissen? Wie viele niedliche Häslein hat das Wautzi schon mit nach Hause gebracht?“

Sie, leicht blass: „So was macht ein artiger Hund doch nicht!“

Ich: „Ein artiger Hund stellt aber auch keine Wanderer.“

Sie: „Komm Barney, wir gehen!“

Nach zwei weiteren Leckerchen macht Barney dann doch Anstalten, von mir abzulassen und seinem Frauchen zu folgen.


 

Inzwischen sehe ich die Welt mit anderen Augen

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Hundebesitzer, aber wenn Unvernunft, Naivität und Unkenntnis zusammen kommen, kann dies durchaus schon einmal ins Auge gehen.

Das obige Erlebnis ist schon vor einer ganzen Weile passiert und ist zum Glück gut ausgegangen, so dass man zurückblickend darüber schmunzeln kann.

Das Ereignis hat mich in den letzten Tagen wieder eingeholt, als ich mit einem unserer Kinder durch Zufall in diesem Waldstück unterwegs war und in einiger Entfernung einen Hund kläffen hörte.

Beim nächsten Mal würde ich Hund und Frauchen nicht einfach so ziehen lassen.

Bild: Pia C. Groening [GFDL or CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

GPS-Geräte zum Wandern

2 Gedanken zu „Hunde die bellen, beißen nicht, oder doch?

  1. Ich finde es auch immer wieder erstaunlich. Mein Erlebnis hatte ich nicht mitten im Wald sondern in einem Dorf.
    Ich suchte gut versteckt nach einem Cache an einem Bach hinter einem großen Sportplatz. Als ich wieder auftauchte, stand auch ein etwas größerer Hund in der Mitte des Platzes und ließ mich knurrend und bellend nicht vorbei.
    Weit und breit War kein Herrchen/Frauchen oder andere zu sehen. Ebenfalls ca. 10 Minuten versuchte ich an dem Hund vorbei zukommen. Ging nicht, einzige Möglichkeit bestand über den Bach (dann mit nassen Füßen) und einem riesigen Umweg an dem Hund vorbei zu gelangen.

    Wenn Hunde manchmal so agressiv wirken und man allein vor ihnen steht, habe ich auch großen Respekt.

    Grüße Steffen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert