Für den 14. Mai 2022 hatte Jörg Müller – Natur in NRW zu seiner 1. Community-Wanderung im Bergischen Land geladen. Als für mich absehbar war, dass keine beruflichen oder familiären Verpflichtungen entgegenstehen, habe ich mir selbstverständlich ein Ticket gekauft. Zurückblickend war das genau die richtige Entscheidung. Das Event war großartig.
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Wandern von Schloss Burg zur Müngstener Brücke
Schloss Burg in Solingen Burg und die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid sind zwei Klassiker des Bergischen Landes, die immer wieder einen Besuch lohnen. Die Strecke direkt an der Wupper entlang ist knapp 10 Kilometer für Hin- und Rückweg lang, allerdings bei schönem Wetter gerne auch mal ziemlich bevölkert.
Nachdem ich das Auto in Oberburg auf dem Parkplatz „In der Planke“ abgestellt habe, entscheide ich mich für eine andere, längere Wegstrecke.
Wander-Video der Tour von Schloss Burg zur Müngstener Brücke
Ruinen im Eschbachtal
Zunächst halte ich mich nordwärts, wo mich der Weg in ein paar weiten Serpentinen ins Eschbachtal führt, dass ich nach knapp 1,5 Kilometern erreiche. An dieser Stelle zwängt sich der Eschbach an der Burgthaler Fabrik vorbei. Hier lag bis ca. 1930 eine Eisengießerei und Schleiferei, die „Burgthaler Fabrik“ oder auch „Hasenclever-Burlage“. Heute ist die Location als „Alte Schlossfabrik“ bekannt, die inzwischen eine Eventlocation ist. Deutlich lassen sich auf der Bachseite noch die wasserbaulichen Einrichtungen erkennen, mit denen im 19. Jahrhundert die Wasserkraft des Eschbachs für die Fabrik nutzbar gemacht wurde.
Ich folge dem Eschbach ein Stückchen aufwärts bis zum Luhnshammer. Dieser Kotten ist seit 1646 dokumentiert und wurde bis 2007 noch als Schmiedekotten genutzt. Nach dem Auszug des letzten Pächters sucht die Stadt Solingen nach einem Investor, wobei eine Nutzung des Ensembles aufgrund der Auflagen zum Hochwasserschutzes laut der Presse unattraktiv ist. Eigentlich schade. Auch wenn eine Landstraße an dem Luhnshammer vorbeiführt, fühlte ich mich an ein Jugendbuch erinnert. So ähnlich stellte ich mir die Schwarze Mühle aus Krabat, dem Kinderbuch von Otfried Preußler, vor. Das Gelände ist einsehbar, aber mit Bauzäunen abgesperrt.
Am Luhnshammer überquere ich den Eschbach und die Eschbachstraße und folge noch ein Stückchen dem Brezenwanderweg den Berg hinauf. In luftiger Höhe wandere ich auf einem breiten Forstweg zunächst parallel zum Eschbachtal, bis ich ins Tal der Wupper abbiege. Dabei ergeben sich aufgrund des Höhenweges immer wieder tolle Blicke hinab ins Tal, aber auch ein Blick auf Schloss Burg aus einer für mich ungewohnten Perspektive. Die Sichtachse auf Schloss Burg finde ich auch jetzt nach der Wanderung immer noch als eine der beeindruckendsten. Die moderneren Gebäude im Umfeld, die man z.B. vom Diederichstempel Burg sind dort nicht zu erkennen. Schloss Burg wirkt aus der Perspektive fast wie ein mittelalterliches Kleinod in Alleinlage.
Mein Tagesziel bleibt die Müngstener Brücke, ich halte mich aber eher an die Wegführung oberhalb des Tals, was sich als gute Entscheidung herausstellt. Unterwegs treffe ich auf den nächsten 4 Kilometern nur wenige andere Wanderer, so dass ich die Ruhe der Natur genießen kann. Zwischendurch ergeben sich immer wieder Blicke durch die Bäume ins Tal, wo ich deutlich mehr Ausflügler auf dem dort verlaufenden Wanderweg erkenne.
Nach einiger Zeit erreiche ich eine Biegung und die Müngstener Brücke taucht zwischen den Bäumen auf. Imposant und doch leicht überspannt Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke das Tal der Wupper.
Auch wenn ich schon häufiger hier war, finde ich dieses Ingenieurwissenschaftliche Kunstwerk immer wieder faszinierend. Im ausgehenden 19. Jahrhundert erbaut, vereint sie einige wichtige Entwicklungsschritte der Bautechnik in sich. Damals steckte der Stahlfachwerkbau für Großbrücken noch in den Kinderschuhen, genauso hat man bei dieser Brücke aber auch Aspekte wie gestalterische Einflüsse des Bauwerks auf die Landschaft mit berücksichtigt, was für Ingenieurbauwerke damals noch untypisch war. Auch die Bautechnik mit Freivorbau in solchen Dimensionen war damals ein Meilenstein der Baugeschichte. Zwar ist die Müngstener Brücke noch kein UNESCO-Weltkulturerbe, aber auf einem guten Weg dorthin.
Nach einigen weiteren Metern wandere ich unter der Müngstener Brücke her und habe noch einen tollen Blick durch die filigrane Stahlfachwerkkonstruktion.
Diederichstempel Müngsten
Nächstes Etappenziel meiner Wanderung ist der Diederichstempel Müngsten. Der Weg führt dabei am Hang oberhalb der Wupper entlang. Da der Diederichstempel Müngsten als Aussichtspunkt auf die Müngstener Brücke ein beliebtes Wanderziel von den Wanderparkplätzen in Müngsten aus ist, ist es hier schon merklich stärker bevölkert, als auf den vorherigen Kilometern.
Nach kurzem Zwischenstop wandere ich weiter hinab zur Wupper und über die Napoleonsbrücke. Die Napoleonsbrücke ist eine Steinbogenbrücke, die die Städte Remscheid und Solingen über die Wupper verbindet. Sie steht im Kontrast zu der nur knappe 50 Jahre jüngeren Müngstener-Brücke, die einige Hunder Meter weiter das Tal der Wupper überspannt. Von der Napoleonsbrücke aus bietet sich ein malerischer Blick auf den Diederichstempel, der über der Wupper thront.
Aus zeitlichen Gründen entscheide ich mich, statt wie auf dem Hinweg über die Wanderwege oberhalb der Wupper zu wandern, für den Weg direkt entlang der Wupper. Dieser führt mich vorbei am Haus Müngsten, den Brückenpark Müngsten, direkt unter der Müngstener Brücke hindurch. Wie erwartet ist es hier deutlich voller als auf den etwas abseits gelegeneren Wanderwegen. Aufgrund der Corona-Situation entscheide ich mich, das Stückchen mit Maske zu wandern, da auch Abstände zum Teil nicht eingehalten werden können.
Ruine Wiesenkotten an der Wupper
Auf ungefähr den halben Weg zwischen Müngstener Brücke und Burg lag das Ausflugslokal „Waldschänke Wiesenkotten“ mit einem ehemals traumhaften Biergarten direkt an der Wupper. Seit einem verheerenden Brand im November 2018 stehen von dem einstigen Schleiferkotten nur noch die Grundmauern des Kellers, die mit einem Bauzaun abgesichert sind.
Mein Weg führt mich über die Wupperbrücke am Wiesenkotten und ich folge der Beschilderung in Richtung „Seilbahn Burg“.
Rund 1,5 Kilometer weiter stehe ich in Unterburg vor der Entscheidung, welchen Weg ich wieder hinauf nach Schloss Burg wähle. Die Burgstiege mit einem extrem knackigen Anstieg ist die kürzere, aber auch kräftezehrendere Variante. Meine Wahl fällt auf die etwas längere Alternative über den Weißen Stein und den Diederichstempel Burg. Auch hier gibt es zwei Anstiege. Zunächst geht es in Unterburg am linken Ufer der Wupper unter der Seilbahn hindurch zum Weißen Stein.
Der weiß angestrichene Stein bei Schloss Burg geht der Sage nach auf ein Gottesurteil, dem sich ein zum Morde verurteilter Ritter gestellt hat, zurück. Die etwas ausführlichere Sage habe ich Euch oben verlinkt.
Vom Weißen Stein aus führt ein schmaler Pfad in mehreren Serpentinen hoch zum Diederichstempel Burg. Von hier aus bietet sich ein letzter Panoramablick auf Schloss Burg, bevor es im weiten Bogen um den Burgsiefen zum letzten Anstieg hinauf nach Schloss Burg geht.
Schloss Burg selber lasse ich diesmal schweren Herzens aus, aber der Blick durch das Burgtor zeigt, dass es deutlich voller ist, als mir unter den aktuellen Umständen lieb wäre. Zum Abschluss gönne ich mir in der Bergischen Zwieback Manufaktur, die direkt neben der Parkplatzeinfahrt an Schloss Burg liegt, eine Tüte mit gemischten Bergischen Zwieback.
Nach rund 380 Höhenmetern auf 14 Kilometern in 3½ Stunden erreiche ich den Ausgangspunkt der Wanderung wieder und Blicke auf einen traumhaften Nachmittag zurück.