Die Zeit des Kalten Krieges hat viele spannende Relikte geschaffen. So auch fast in Sichtweite der Reichsburg Cochem oberhalb der Mosel der Bundesbankbunker Cochem. Dieser kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden und bietet die Möglichkeit in die Zeit des Kalten Krieges einzutauchen.
Beitragsserie Kurztrip an die Mosel
Dieser Beitrag ist Teil einer Beitragsserie zu meinem Kurztrip an die Mosel, den ich auf Einladung des Ferienlandes Cochem vom 17.-19 Juni 2024 im Rahmen des #InstaMeetCochem unternehmen durfte.
Das Hotel und die Aktivitäten vor Ort wurden vom Ferienland Cochem organisiert und bezahlt, Einfluss auf die Berichterstattung wurde nicht genommen.
Folgende Beiträge sind bisher in dieser Serie erschienen:
Eine kurze Zusammenfassung aller Beiträge und eine Übersichtskarte findet Ihr unter 3 Tage Kurztrip an die Mosel
Unser Besuch im Bundesbankbunker Cochem
Langsam rollt unser Kleinbus durch das gleißende Sonnenlicht auf das Gelände. Vor uns liegt eine große Doppelgarage, auf deren Dach das neue Besucherzentrum aufgesetzt ist. Unterhalb am Hand liegt das ehemalige Schulungsheim der Bundesbank, das dort als Tarnung der geheimen Einrichtung diente.
Der Guide führt uns ins Gebäude der Doppelgarage, ein kühler Luftzug kommt uns die Treppe hoch entgegen. Diese ist für die heutigen Besucher eingerichtet worden. Früher wurden über eine Laufkatze an der Decke die Fahrzeuge mit Ihrer geheimen Fracht be- und entladen und nur ein kleiner Schaft führte in die Tiefe. Der Hauptzugang erfolgte über den Keller des Schulungsheimes.
Wir folgen der Treppe in die Tiefe und landen an dicken Bunkertüren, die auch der Druckwelle eines Atomschlages hätten standhalten sollen. Dahinter ein langer Gang und ein paar Bunkertypische Einrichtungen, wie Dekontamination, sanitäre Anlagen, Küche, links und rechts des Ganges sollten Bänke für ca. 80-100 Anwohner und die Belegschaft des Schulungsheimes bereit stehen. Auch dies nur zu Tarnzwecken, damit man der Nachbarschaft eine Geschichte zu den Bauarbeiten erzählen konnte.
Durch eine weitere Türe geht es tiefer in den Berg. Stahltüre um Stahltüre öffnet sich für uns mal laut knarzend, mal leise. Weitere technische Einrichtungen wie Generatoren, Luft- und Wasserversorgung liegen hier und können auch von Fremdfirmen gewartet werden, ohne dass diese in Kenntnis des zentralen Geheimnisses des Bunkers gelangen können. Ohne weitere Befugnis hätte man bei jeder der Türen nur eine weitere verschlossene Türe vorgefunden, wie unzählige von den Gängen abzweigen.
Auch das eigentliche Herz des Bunkers liegt hinter einer dieser Stahltüren. Dort gelangt man in einen Raum, dessen gegenüberliegendes Ende mit einer schweren Tresortüre verschlossen bleibt.
Schritt für Schritt geht es weiter. wir sind uns bewusst, welcher Aufwand zur Geheimhaltung betrieben wurde und wären wir zur Zeit des aktiven Betriebes hier aufgegriffen worden, hätten uns vermutlich lange Verhöre gedroht. Fast fühlen wir uns wie in einem Agentenfilm.
Für unsere Führung öffnet sich die Türe ins Innerste. Neonröhren flackern auf und ein großes Lagerabteil tut sich vor uns auf. Einzelne Kammern sind mit stählernen Gitterzäunen abgetrennt. Kartons stapeln sich bis unter die Decke und füllen die einzelnen Kammern aus
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15 Mrd. D-Mark als Ersatzserie
Jeder dieser Kartons hätte während der Betriebszeit des Bunkers bis zu 2 Millionen DM-Mark in einer Ersatzserie beinhaltet, die zum Einsatz gekommen wäre, wenn beispielsweise nach einem Atomschlag große Teile der echten Währung unbrauchbar geworden wären oder durch massenhaft in Umlauf gebrachtes Falschgeld die Orginalwährung entwertet worden wäre.
Spannender Einblick in die Zeit des Kalten Krieges
Der Bunker selbst ist mit seinen rund 1.500m² ein beeindruckendes Relikt seiner Zeit, aber die Einblicke in diese Zeit mit ratternden Fernschreibern unter höchstmöglicher Geheimhaltung, Zugangsbeschränkungen und die Denkweise der Sicherheitsansätze ist aus heutiger Sicht unglaublich spannend. Warum die Schlüssel in Frankfurt aufbewahrt wurden, obwohl der Ort als zu unsicher im Verteidigungsfall gegen den Warschauer Pakt galt, der Bunkerwart selber nicht im Alarmfall kontrollieren konnte, was vor Ort passiert und welche Gefahren trotz aller Sicherheitsmaßnahmen im Bunker drohten erfährt man in vielen kleinen Geschichten und Anekdoten auf einer der Führungen.
Der Besuch lohnt sich, unabhängig davon, ob man sich schon mit der Zeit des Kalten Krieges auseinander gesetzt hat, oder ob man bisher keine Berührungspunkte mit der Thematik hatte, die Führungen schaffen ein immersives Erlebnis.
Links zum Beitrag
An den drei Tagen des #InstameetCochem habe ich auf Einladung des Ferienland Cochem teilgenommen. Anreise, Unterkunft, Aktivitäten, Eintrittspreise und Verpflegung während der Reise wurden durch das Ferienland Cochem bezahlt. Für die Möglichkeit an dieser Reise teilzunehmen möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bedanken. Einfluss auf die Berichterstattung wurde nicht genommen und ich schildere meine eigenen Eindrücke von der Reise.