Der Liewerfrauenweg ist der neuste Streifzug im Bergischen Wanderland und wurde Anfang Mai 2023 offiziell als Streifzug #25 – Liewerfrauenweg eröffnet. Als Rundwanderweg hat er eine Gesamtlänge von etwa 15 Kilometern und führt durch malerische Täler und entlang historischer Schleifereien und Kotten.
Übersichtskarte
1. Ausgangspunkt: Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn
Der Bergische Streifzug #25 startet an der ehemaligen Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn in Solingen, die heute als Gründer- und Technologiezentrum genutzt wird. Über den Bahnhof Solingen Grünewald ist der Ausgangspunkt sehr gut an den ÖPNV angebunden.
Die Firma stellt seit 1727 Schneidwaren in Solingen her und war einer der bedeutendsten Hersteller von Schneidwaren in Deutschland. Der Name „Herder“ steht für Qualität und Tradition und wird heute noch mit hochwertigen Messern und Scheren in Verbindung gebracht.
Die historische Fabrik als Ausgangspunkt stimmt perfekt in den Themenwanderweg ein, da die Tour eine typische Strecke einer Liewerfrau nachzeichnet. Die Liewerfrauen waren Frauen, die in früheren Zeiten Messerrohlinge in einem Korb auf ihrem Kopf von den Produktionsstätten in Solingen zu den Schleiferkotten an der Wupper oder in den umliegenden Bachtälern brachten, wo die Messer geschärft wurden. Sie trugen bis zu 306 Messer mit einem Gewicht von rund 25 kg, wobei 6 Messer als Ausfall beigefügt waren. Den Korb bezeichnet man in der Solinger Mundart als „Liëwermang“ und wenn Ihr an der Grünwalder Str. genau aufpasst, findet Ihr noch eine weitere Ehrung der Liewerfrauen, die in Rot und Grün leuchtet.
Am Ausgangspunkt der Wanderung wurde inzwischen als Hommage an die fleißgen Liewerfrauen eine große Plastik aufgestellt, die diese in typischer Tracht und mit dem schweren Korb auf dem Kopf zeigt.
2. Pilghauser Bach Tal
Vom Ausgangspunkt führt der Weg hinab ins Pilghauser Bach Tal. Auch wenn das Tal in einer eher städtisch geprägten Region liegt, gibt es entlang des Baches ein paar abgeschiedene Wanderwege und Möglichkeiten zum Spazieren gehen.
Unterwegs kommt man an einem ersten ehemaligen Schleiferkotten, dem Pilghauser Kotten, vorbei. Heute ist dies ein reines Wohngebäude, bei dem außer der Lage direkt im Bachtal kaum noch etwas an die ehemalige Nutzung erinnert.
Wir folgen dem Talverlauf weiter und kommen noch an mehren ehemaligen Kotten vorbei. Darunter der Neuenhauser Kotten, der Nöhrenkotten, die Oelmühle, Haasenmühle, allesamt heute meist zu Wohnzwecken genutzt.
Der Pilghauser Bach mündet in den Nacker Bach, dessen Verlauf wir weiter in Richtung Wupper folgen.
Kurz vor der Mündung in die Wupper gibt es linker Hand ein kleines weiteres Highlight. Ein kleiner Steinbruch in der Bergflanke lässt erkennen, wie die Steine für die Mühlenfundamente beschafft wurden. Heute ist der kleine Steinbruch mit den steil aufragenden Hängen ein artenreiches Biotop.
3. Wipperkotten an der Wupper
Weiter geht es zum Wipperkotten an der Wupper. Der malerisch an der Wupper gelegene Doppelkotten beherbergt heute ein kleines Schleifer Museum in einem der letzten orginal erhaltenen Schleiferkotten des Bergischen Landes. Auch heute gehen dort noch Schleifer an wasserkraftbetriebenen Schleifsteinen Ihrer Tätigkeit nach. Hier erfährt und erlebt man, wie Messer und Scheren früher geschärft wurden und welche Bedeutung die Schleifindustrie für das Bergische Land hatte.
Unser Tipp:
Der Wipperkotten hat in den Sommermonaten (April-Oktober) Sonntags von 14-16 Uhr geöffnet. Lasst Euch dieses Bergische Kleinod nicht entgehen.
Mehr findet Ihr auf www.schleiferei-wipperkotten.de
Auch, wenn es nur wenige Räume sind, die zu besichtigen sind, bieten sie einen guten Einblick in die Arbeitsbedingungen eines Schleifers der damaligen Zeit. Der durch Wasserkraft betriebene Riemenantrieb der Schleifsteine mit frei laufenden Riemen, Scheiben, Achsen und Zahnrädern in der enge des Gebäudes ist beeindruckend und beängstigend zugleich, gerade unter den Gesichtspunkten heutiger Anforderungen an die Arbeitssicherheit.
4. Hohenpuhler Kotten
Vom Wipperkotten aus führt der Weg wupperaufwärts vorbai an den Resten des Hohenpuhler Kotten, die heute nur noch aus ein paar Mauerresten bestehen. Ober- und Untergraben des Kottens lassen sich bei genauem Hinschauen in der Landschaft erkennen. In ihnen stehen heute je nach Wasserstand der Wupper morastige Gewässer, die nicht nur einzigartige Biotope für verschiedene Arten sind, sondern in der warmen Jahreszeit auch für einen einzigartigen Mückenreichtum sorgen.
In der Wupper kann man an den Ufern noch die gemauerten Reste eines Stauwehres erkennen, das aber ansonsten weitestgehend abgetragen wurde.
5. Friedrichshöhe
Von der Wupper aus geht es auf einem schmalen Pfad, der auch etwas Trittsicherheit erfordert steil bergauf. Nächstes Ziel ist die Friedrichshöhe, wo man eine schöne Aussicht auf die Obstwiesen und das Tal hat. Ein Teil dieses Streckenabschnittes für entlang des Obstweg Solingen. Hier kann man die Natur genießen und die Ruhe des Bergischen Landes erleben.
6. Laache
Ein weiteres kleines Highlight der Wanderung steht in Laache. Dort ist eine überlebensgroße Schnitzerei einer Liewerfrau zu sehen. Die Schnitzerei der Lieverfrau in Laache ist eine Hommage an diese Frauen und ihre harte Arbeit. Die Figur zeigt eine Frau in traditioneller Tracht, die einen Korb mit Messern auf dem Kopf trägt. Die Schnitzerei ist sehr beeindruckend und es lässt sich erahnen, wie schwer die Arbeit der Liewerfrauen gewesen sein muss.
7. Durchs Tal des Weinsberger Bach zurück zum Ausgangspunkt in Solingen
Von Laache aus führt der Weg durch das Tal des Weinsberger Bach zurück zum Ausgangspunkt in Solingen. Unterwegs kann man die Schönheit des Bergischen Landes genießen und weitere historische Sehenswürdigkeiten entdecken. Der Weg bietet ein abwechslungsreiches Landschaftsbild und führt durch Wiesen, Wälder und Täler. Am Ende der Wanderung kehrt man zurück zur Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn, wo die Reise begonnen hat.
Fazit
Der Bergische Streifzug #25 bietet eine wunderbare Möglichkeit, die Geschichte und die Schönheit des Bergischen Landes zu entdecken. Die Wanderung führt entlang historischer Schleifereien und bietet Einblicke in die Schneidwarenindustrie, die das Bergische Land geprägt hat. Die Überlebensgroße Schnitzerei der Lieverfrau in Laache ist ein besonderes Highlight und erinnert an die harte Arbeit der Frauen, die früher Messerrohlinge auf ihrem Kopf transportierten. Wer gerne wandert und sich für die Geschichte des Bergischen Landes interessiert, wird den Bergischen Streifzug #25 lieben.