„Ich muss mal wieder raus“. Es war schon Mittag, gegen Abend sollte es wieder regnen, aber etwas frische Luft sollte doch noch sein, bevor die neue Woche startet. Kurz auf die Liste der Halbtageswanderungen geschaut, die ich noch gerne machen will und spontan für den Bergischen Streifzug #15 – Bergbauweg Rösrath vom Bergischen Wanderland entschieden. 12,2 gut ausgeschilderte Kilometer, Höhenmeter im vertretbaren Rahmen sollten es sein.
Übersichtskarte der Wanderung auf dem Bergischen Streifzug #15 – Bergbauweg
Zunächst etwas zu urban für meinen Geschmack
Nach einer kurzen Anfahrt war der Ausgangspunkt am Bahnhof Hoffnungstal bei Rösrath am frühen Nachmittag erreicht. Die ersten rund 2 Kilometer führen zunächst vom Bahnhof aus in Richtung Sülz und ein Stückchen an dem Flüsschen entlang, bevor man noch ein Stücken durch Gewerbe- und Wohnstraßen läuft, bevor es in die Natur geht.
Dabei läuft der aufmerksame Wanderer aber schon durch ein erstes Highlight – das Gelände des Hoffnungsthaler Hammers.
Dort war früher das Stahl- und Walzwerk Gebr. Reusch angesiedelt. Das Werk wurde 1999 geschlossen, die markenten Kamine 2004 abgerissen. Heute ist es ein Wohngebiet mit kleineren Gewerbeeinheiten. Bei der Umnutzung wurden aber einige relevante architektonische Strukturen der ehemaligen Industrieanlage erhalten und geschickt in die heutige Nutzung integriert. Wer genau schaut entdeckt z.B. alte Isolatoren an einer backsteinernen Gebäudewand, die auf eine ehemalige Trafostation oder Umspannanlage hindeuten. Aber auch alte Maschinen und eine Krananlage sind zu bestaunen.
Nach überqueren einer Hauptstraße geht es endlich entlang des Rothenbaches hinaus in Richtung Natur. Bald schon zweigt der Wanderweg von der asphaltierten Straße in in einen kleinen Singletrail mit zum Teil felsigen Passagen ab. Keine Autos mehr und nur noch vereinzelt andere Wanderer. Ruhe. Welch eine Wohltat.
Franziskaschacht auf dem Lüderich
Mit zum Teil steilen Stücken geht es bergauf, bis ein Forstweg erreicht ist, dem ich folge, bis ein weiteres Highlight erreicht ist: der Franziskaschacht auf dem Lüderich. Dort steht noch das original restaurierte Fördergerüst des Schachtes, der Schacht selbst ist aber verschlossen. Wer die Umgebung genauer betrachtet erkennt in der Landschaft auch die markenten Spuren des Bergbaus, angefangen von mittelalterlichen Pingen süd-östlich des Schachtes, Schutthalden des Abraumes. Aber auch noch weitere Strukturen, wie ein ehemaliges Umspannwerk in der Nähe des Schachtes. Ich liebe es, solche Relikte in einem gewachsenen Bezug zu sehen.
Weiter geht es auf dem Lüderich, der ein kleiner Höhenzug ist. zwischendurch ergeben sich immer wieder imposante Ausblicke in Richtung Rheinland, aber auch ins Bergische.
Hauptschacht auf dem Lüderich – Inzwischen ein Golfclub
Bald erreichen wir das Gelände des Golfclubs auf dem Lüderich, durch das der Wanderweg hindurchführt. Imposant ragt der Förderturm des Hauptschachtes der Grube Lüderich über das Gelände. Auch dort lassen sich noch weitere Strukturen erkennen, wie das ehemalige Maschinenhaus der Schachtanlage, das heute als Clubhaus des Golfclubs genutzt wird. Bei gutem Wetter würde die Panoramabar mit Biergarten auch den vorbeiziehenden Wanderer mit einer kleinen Erfrischung zur rast einladen, aber mit meinen schlammverschmierten Wanderkloben an den Füßen fühle ich mich in der Golfplatzatmosphäre nicht wirklich wohl.
Übrigens gibt es dort eine Indoor-Adventure-Golf-Anlage in einer 16-Loch Minigolfanlage, die neben einem mexikanischen Maya-Thema auch einige Bergwerksthemen aufgreift. Mit den Kids sicher mal einen Besuch wert.
Mariengrotte und Barbarakreuz – zwei weitere Highlights etwas abseits des Weges, die lohnen
Von der Gube Lüderich aus ziehe ich den markanten roten Wegweisern folgend weiter. Unmittelbar nach dem Golfplatz sehe ich einen Wegweiser „Mariengrotte“ und „Barbarakreuz“. Neugierig wie ich bin, lasse ich mich treiben und folge der Beschilderung.
Und tatsächlich nach ein paar Metern entdecke ich zunächst die Mariengrotte. Diese befindet sich in dem kleinen ehemaligen Bunker Steinenbrück, der in Kriegszeiten dem Schutz der Bergleute und der Bevölkerung Schutz geboten hat. Tatsächlich faszinierend, kurz nach dem belebten Golfplatz ein solches Kleinod der Besinnlichkeit existiert. Selbstverständlich halte ich einen kurzen Moment inne und zünde eine Kerze an.
Nach diesem kurzen Moment wandere ich weiter. Dabei lasse ich es mir nicht nehmen, auch noch das Barbarakreuz zu besuchen. Weithin sichtbar überragt es das Tal von Sülz und Eschbach. Es ist das markante Kreuz, dass von der Autobahn A4 bei Untereschbach zu sehen ist. Gewidmet ist es den Bergleuten, die bis 1978 in der Grube auf dem Lüderich Ihren schweren und gefährlichen Dienst getan haben.
Bevor es weiter geht genieße ich auch hier die Aussicht.
Zurück in Richtung Hoffnungsthal
In einem weiten Bogen geht es in Richtung Bleifeld, einem kleinen Ortsteil von Rösrath auf dem Lüderich. In der Landschaft lassen sich die Narben des Bergbaus überall erkennen. Unnatürliche Geländeeinschnitte, die zu den umgebenden Wäldern mit vergleichsweise jungen Bäumen bewaldeten Abraum- und Schuttflächen, aber auch immer wieder kleinere Strukturen, die auf die ehemalige Nutzung schließen lassen. Auch der Name des Ortsteils Bleifeld geht auf die Bergbautätigkeiten in der Region zurück.
Während ich durch den kleinen Ort wandere und an einem geschlossenen Restaurant vorbeikomme, sinniere ich darüber, wie es wohl war, als die Bergleute vor Dekaden von der schweren Arbeit aus den Gruben über Feldwege gebeugt zurück zu Ihren Familien gegangen sind. Was diese dazu sagen würden, dass 150 Jahre später jemand zur Erholung solche Strecken läuft.
Langsam wird es dunkel.
Kurz vor Schluss noch ein kleines Kuriosum – Bachbrücke über die Oberbergische Bahn
Schritt für Schritt geht es weiter, auch wenn die Dunkelheit nach und nach Einzug erhält.
Am Zusammenfluss von Brunsbach und Durbuscher Bach muss ich eine kleine Furt durchschreiten und bin froh über meine hochgeschlossenen Wanderstiefel, die wasserdicht sind. Anschließend geht der Weg wieder in einen kleinen Singletrail entlang der Bahnstrecke der Oberbergischen Bahn. Diese verläuft hier in einem engen und tiefen künstlichen Taleinschnitt, bevor sie in einem Tunnel weitergeführt wird.
Beim Bau der Bahnstrecke wurde die natürliche Gewässerführung des Bachbettes getrennt und man hat den Bach mittels einer Kanalbrücke über die Bahnstrecke geführt, damit er an der anderen Hangseite weitergeführt wird, nur damit er rund 500 Meter weiter wieder unter der Bahnstrecke durchgeführt werden kann.
Leider konnte ich dieses kleine Kuriosum nur im Schein der Taschenlampe bestaunen, die aber zum Fotografieren leider nicht ausgereicht hat.
Bald erreiche ich meinen Ausgangspunkt am Bahnhof in Hoffnungstal wieder.
Fazit zum Bergischen Streifzug #15 – Bergbauweg
Der lange Einstieg, bis man endlich in der Natur war, zog sich tatsächlich, aber man wurde mit einem kleinen Einblick in die industrielle Entwicklung belohnt. Ansonsten war es eine kurzweilige Tour, die einige Highlights für mich bereit hielt, seien es die Relikte des Bergbaus auf dem Lüderich, die Ausblicke, die sich ergeben haben, die abwechslungsreichen Wege. Ich würde den Bergischen Streifzug #15 – Bergbauweg definitiv empfehlen.