Wie die Wildschweine?

Neulich Nacht standen wir zu zweit etwas unschlüssig zwischen zwei Stages eines Nachtcaches und diskutierten darüber wie es weitergehen sollte. Es gab verschiedene Optionen, welche wir durchprobieren wollten.

Einen breiten befestigten Weg weitergehen, einen schmalen Pfad wählen, oder aber vor Ort suchen. Ein Reflektor befand sich genau zwischen dem Pfad und dem Weg und weiß damit auf beide Varianten hin, aus den bisher ermittelten Zahlen konnte man ohne Probleme Koordinaten zusammenrätseln, welche genau auf diesen Ort zeigten. Wobei genau ist relativ knapp 40m Abweichung zwischen zwei Geräten bei ständig springenden Koordinaten.

Einer Intuition folgend probierten wir den Pfad, der der bisherigen Wegführung am ehesten entsprach, fanden aber zunächst keine weiteren Hinweise. Unsicher entschlossen wir zunächst noch einmal an der Abzweigung nach weiteren Hinweisen auf dem großen Weg zu suchen.

„Eine Horde Wildschweine war die Nacht im Wald.“*

Zu unserer Überraschung war das gesamte Gebiet inzwischen flächendeckend taghell ausgeleuchtet und wurde von einer ganzen Gruppe lautstark kommunizierend. „Hier ist nichts“, „Hier auch nicht!“, „Vielleicht vergraben?“, „Der muss aber hier sein!“ durchforstet. Steine und Baumstümpfe wurden mehrfach umgedreht, zwischendurch ein Bier getrunken, dann im erweiterten Suchbereich Reflektoren gefunden, welche zwar nicht zu den bisher verwendeten passten. Trotzdem wurde von der Gruppe der Suchradius noch weiter ausgedehnt. Es wurden Dinge ans (Tages-)Taschenlampenlicht befördert und cachetechnisch interpretiert: ein alter Mofazylinder, Fahrradrahmen, ein wenig Bauschutt,…

Das Suchgebiet lag etwas unterhalb des Weges, auf dem wir immer noch völlig fassungslos standen, so dass sich das surreale Treiben im nächtlichen Wald wunderbar beobachten ließ. Dort kamen wir kurz mit einem weiteren Team ins Gespräch und beschlossen, zunächst unsere Theorie des breiten Weges zu prüfen. Nach einigen Dutzend Metern waren wir uns sicher, dass es dort vermutlich nicht weitergeht.

Achtung Spoiler!

Selbstverständlich bin ich bemüht, keine Informationen preiszugeben, die das Suchen und Finden des Caches vereinfachen oder den Spaß am Spiel nachteilig beeinflussen können. Leider ist ein Schreiben über bestimmte Sachverhalte nicht immer möglich, ohne Hinweise zur Lösung eines Caches zu geben.

Daher lest bitte ab dieser Stelle nicht mehr weiter, wenn Ihr diesen Cache noch angehen wollt und euch den Spaß an Suchen nicht verderben wollt.

Wir entschlossen uns, auf gut Glück, doch dem Pfad weiter zu folgen, da unsere dritte Option, das potentielle Suchgebiet in Augenschein zu nehmen, sich nicht mehr lohnen würde. Wäre dort ein Hinweis verborgen gewesen, wäre er entweder von dem Rudel, welches immer noch suchte bereits gefunden worden, oder aber inzwischen so tief zwischen den umgeschichteten Erdschichten vergraben, dass er ohne schweres Gerät nicht mehr geborgen werden könnte.

Das Bauchgefühl hatte recht

Wir folgten, nachdem wir die merkwürdige Szenerie erneut passiert hatten, wieder dem schmalen Pfad. Diese Entscheidung stellte sich nach einer Strecke des Unmutes, der Verunsicherung und der Verzweifelung doch als richtig heraus. Zunächst nur ein einzelner Reflektor und dann noch einer und noch einer bis zur nächsten Station. Dort trafen wir erneut das Team, mit dem wir uns kurz zuvor unterhalten hatten. Wir machten uns getrennt auf den Weg zum Final, wo wir uns erneut trafen.

Geocaching-Ausrüstung: iPhone und Bier

Dort erzählten sie uns von Ihrem ersten Zusammentreffen mit der Gruppe. Sie waren wohl nahezu zeitgleich am Parkplatz angekommen. Darauf angesprochen, was denn die Gruppe zu so später Stunde an einen so verlassenen Ort treibt, kam eine Antwort wie „Wir haben da so eine App auf unserem iPhone, mit der man so versteckte Sachen im Wald finden kann.“, danach gab sich das Team auch als Geocacher zu erkennen. Nachdem die Gruppe Ihre Wegzehrung – überwiegend flüssiges Brot – verstaut und das Cacher-Team seine Ausrüstung geschultert hatte zog man letztendlich gemeinsam in den Wald.

Leider nach einem wahren Erlebnis. Die ausufernde Rudelsuche entwickelte eine unglaubliche Dynamik und ließ sich leider auch nicht mehr durch gute Worte aufhalten.

Der Owner des Caches wurde selbstverständlich informiert und wird kurzfristig auf die Lage vor Ort reagieren und ggf. den Weg zwischen den Stationen klarer gestalten oder das Listing anpassen. Wahrscheinlich sind dort zwischen den Stationen ein paar Reflektoren abhanden gekommen.

*Aus einem Log des betreffenden Caches

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